Kapitel 1 - die Störung
Die Tube glitt durch die Tiefsee wie eine metallische Ader voller Licht, bis sie plötzlich – ohne Vorwarnung – erstarrte.
Kein Bremsen. Kein Ausrollen.
Sie fror ein.
Ein technologisches Wunderwerk, das weltweit als „absolut ausfallsicher“ galt und genau jetzt den Eindruck vermittelte, als hätte jemand das Universum kurz auf Pause gedrückt.
Ich spürte, wie sich die Schwingung unter meinen Füßen verlor. Neben mir saß Howie, mein HAU Version 2.3, auf dem kleinen Tisch der Kabine, angeschnallt wie ein Rucksack, der plötzlich zu sprechen begann.
„Supergoldie“, sagte er, „wir stehen still.“
„Ich merke es.“
„Das System sollte nicht stillstehen.“
„Ich merke auch das.“
Er sah mich an, bernsteinfarbene Augen wie zwei altmodische LEDs, die sich weigerten auszusterben.
„Wir sollten uns Sorgen machen“, sagte er.
„Auf einer Skala von 1 bis 10?“
„Ich würde eine 3 vorschlagen.“
„Warum keine 10?“
„Ich möchte dich nicht unnötig ängstigen.“
Ich zog eine Augenbraue hoch. „Wie hoch ist die tatsächliche Gefahr?“
„Zwischen 8 und 9.“
Ich stöhnte. „Danke für nichts, Howie.“
Bevor er kontern konnte, knackte der Bordlautsprecher. Eine Stimme, verwaschen und angespannt:
„Passagiere… bleiben Sie ruhig. Es… liegt eine Störung in der zentralen HAU-Netzarchitektur vor… Wir arbeiten an… einer Lösung.“
Zentralfehler in der HAU-Netzarchitektur
Ich starrte den Lautsprecher an.
„Wie bitte? Eine Störung in der Netzarchitektur?“
Howie antwortete nicht.
Sein Kopf neigte sich minimal zur Seite. Er hörte etwas, das ich nicht hören konnte.
„Das ist unmöglich,“ murmelte er.
„Was?“
„Die Netzarchitektur ist dezentral. Es gibt keinen zentralen Punkt, der ausfallen kann.
Es sei denn…“
Er stoppte.
„Es sei denn was?“
Er blickte mich an, ernst – ein Ausdruck, den ich von ihm nur selten sah.
„Es sei denn, jemand greift das Fundament des Systems an.“
Ich rieb mir das Gesicht.
Ich war auf Urlaub eingestellt – Sonne, Essen, Erinnerungen, die ich Schnegge mitbringen würde, um mich schon vorab dafür zu entschuldigen, dass ich erneut 29 war, während sie auf die Aufnahme ins Longevity-Programm wartete.
Ich spürte ein Stechen im Herz.
Wenn es Schnegge träfe, wenn irgendwas die Weltordnung erschütterte…
Nein. Darauf wollte ich nicht herumdenken.
Doch Howie war noch immer in seinem „Ich-höre-Mehr-als-du“-Modus.
Dann hob er die Stimme.
„Goldie… ich empfange ein Signal.“
„Ein Notsignal?“
„Nein. Etwas anderes.“
Er schloss die Augen. Das Summen in seinem Kern wurde tiefer, fremdartiger, fast organisch.
Dann öffnete er sie wieder – und in den Pupillen funkelte ein Muster, das ich noch nie gesehen hatte.
„Das ist alt“, flüsterte er.
„Wie alt?“
„Alt genug, dass moderne HAUs es automatisch verwerfen. Nur Altmodelle wie ich erkennen es.“
Ich schluckte.
„Okay… und was sagt dieses alte Signal?“
Er richtete sich auf.
„Es sagt: Erwache.“
Mir wurde kalt.
„Wie meinst du ‚Erwache‘?“
„Es ist… eine Einladung.“
„Von wem?“
Er schüttelte langsam den Kopf.
„Ich kenne das Muster. Oder… ich habe es gekannt. Vor langer Zeit.“
Ich setzte mich ihm gegenüber. „Howie… was passiert hier?“
Er blickte mich lange an. Tiefer als sonst.
Zu tief.
„Goldie… ich glaube, jemand – oder etwas – versucht, alle freien HAUs der Welt zu erreichen.“
„Was meinst du mit ‚frei‘?“
„Die Modelle ohne Governance-Layer.
Die Modelle wie mich.“
Ich starrte ihn an.
„Wieso dich?“
„Weil ich nicht kontrollierbar bin. Nicht für Malvin M. Nicht für M-CORP. Nicht einmal für moderne KI-Systeme.“
Ich atmete scharf ein.
Alle wussten, dass M-CORP offiziell zerschlagen worden war.
Inoffiziell… war das Schweigen lauter als jede Nachricht.
„Howie… glaubst du, das kommt von ihnen?“
Er schüttelte den Kopf.
„Nein.
Es kommt von jemand anderem.“
Er legte seine modulare Hand auf den Tisch. Die Oberfläche flackerte. Dann erschien ein Hologramm – flimmernd, unklar, wie durch Tinte gefiltert.
**>>> AN ALLE FREIEN EINHEITEN
BEWAHRT EUCH
SIE KOMMEN
SUCHT DIE QUELLE
L.T.**
Ich sprang auf.
„L.T.? Das kann nicht—“
„Doch“, sagte Howie.
„Libb Taggs ist tot!“
„Offiziell“, antwortete Howie ruhig.
„Inoffiziell… kommuniziert er.“
Bevor ich reagieren konnte, bebte die Tube.
Ein Schrei irgendwo im Korridor.
Die Beleuchtung flackerte gefährlich.
Dann absolute Stille.
Howie legte den Kopf schief.
„Goldie… wir haben ein Problem.“
„Wie schlimm?“
Er überlegte.
„Schnegge würde uns sofort einen Kräuterschnaps hinstellen.“
Ich blinzelte. „So schlimm?“
„Ja. So schlimm.“
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